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Verluste: Wie sollte man mit ihnen an den Märkten umgehen?
Zugegeben, es ist einfacher, jede Entscheidung im Nachhinein zu betrachten und zu bewerten. Mal ist es das Zögern beim Einstieg, mal das zu frühe Verkaufen. Es ist leicht sich über sein Timing zu ärgern, wenn man sich den eigenen Verlust oder den entgangenen Gewinn ansieht. Manchmal tritt ein Verlust sofort und sehr deutlich ein, in anderen Fällen eher subtil und über einen längeren Zeitraum hinweg. Ausnahmslos alle Anleger müssen an irgendeinem Punkt einmal Verluste hinnehmen. Vielleicht ist es ein Trost, dass sogar Warren Buffet hin und wieder erhebliche Verluste erleidet, so bspw. als er Airline-Aktien kurz vor der Pandemie kaufte und sie so ziemlich am Tiefpunkt verkaufte. Passiert eben den Besten.
Doch wir Menschen neigen dazu, uns nur auf fremde Erfolge zu konzentrieren, während wir Rückschläge, Entbehrungen oder sogar Niederlagen ausblenden. Wie kommt man sonst darauf jemanden als "Overnight-Success" zu bezeichnen? Es mag sich anhören wie eine Floskel, aber der Weg zum Erfolg ist eben doch fast immer steinig.
Wer investiert, wird also Verluste kaum vermeiden können. Aber wir alle können uns entscheiden, wie wir mit der Situation umgehen. Und ob und wie wir uns von ihr erholen. Zunächst betrachten wir aber einmal verschiedene Arten von Verlusten.
Kapitalverluste
Vermutlich die naheliegendste Form, aber die zugleich schmerzhafteste: Der Kapitalverlust. Wir kaufen eine Aktie und beobachten dann quasi live, wie der Kurs fällt...und unten bleibt. Um dem Drama und Leid dann ein Ende zu setzen, verkaufen wir. Dies ist dann auch - zumindest für diesen Handel - irreversibel. Buy high - sell low, in kumulierter Form der Killer eines jeden Portfolios. Der Verlust wird real - im Gegensatz zu einem "Papierverlust".
Papierverluste
Talking about Papierverlust. Man könnte denken "Solange ich nicht verkaufe, habe ich ja nicht wirklich etwas verloren". Während der Verlust nur auf dem Papier besteht, sollten Gedanken hierzu aber doch reeller Natur sein. Was tue ich dagegen, wenn mein Invest gen Süden schlittert. Habe ich einen Plan gehabt, der dieses Szenario bedacht hat?
Beispielsweise kann es sinnvoll sein, im Sinne des "Cost-Averaging" nochmal nachzulegen. Vorausgesetzt man glaubt an das Projekt. Denn wenn sich fundamental nichts verändert hat, aber der Kurs niedriger ist, klingt das doch fast wie ein Sonderangebot. Andererseits wird ein Papierverlust dann aber zu einem Opportunitätsverlust, wenn sich der Kurs weiterhin unterdurchschnittlich entwickelt.
Opportunitätsverluste
Eine etwas andere Art von Verlust und schwerer zu quantifizieren, aber doch allgegenwärtig. Habe ich mein Kapital gescheit gebunden? Hätte ich stattdessen nicht anders investieren können? So kann selbst den Status Quo aufrechtzuerhalten, einem als Verlust erscheinen, wenn man dafür die Gelegenheit aufgegeben hat, woanders mehr zu verdienen.
Jedes Investment beginnt eigentlich mit einer Bewertung gegenüber einer risikoärmeren Anlage. Was die Frage mit sich bringt, ob der potenzielle Gewinn, das zusätzliche Risiko wert ist.
Verpasste Gewinne
Diese Art "Verlust" entsteht, wenn wir beobachten, wie ein Investment, welches einen deutlichen Anstieg machte, zurückfällt. Was bei volatilen Investments immer passieren kann. Zugegebenermaßen gelingt es den wenigsten das Hoch oder Tief eines Kurses zu ermitteln. Aber zuzusehen, wie ein deutlicher Gewinn gänzlich verschwindet und sich gar in einen Verlust wandelt, tut weh.
Das beste Mittel gegen diese Art von Verlust kann es sein, eine Ausstiegstrategie parat zu haben. Und sich mit einem "angemessenen" Gewinn zu begnügen.
Mit Verlusten umgehen
Zuallererst ist es wichtig wohlwollend mit sich zu sein. Schließlich sind wir nicht wirklich scharf darauf Geld zu verlieren und tun das bei unseren Investments auch nicht mit Absicht. Wenn wir am Tiefpunkt verkaufen oder am Höchststand kaufen, dann weil die Informationen die wir zu dem Zeitpunkt hatten, von denen die wir jetzt haben, abwich.
Wichtig ist, daraus zu lernen. Auch wieder eine klischeehafte Phrase, aber eben doch sehr wahr. Nicht umsonst führen erfolgreiche Trader "Tagebuch". Lehrgeld ist nur Lehrgeld, wenn wir die Lehre auch begreifen. Ansonsten ist es nur weggeschmissenes Geld. Analysieren wir also die Situation. Was hätte man besser machen können? Hätten wir weniger oder vielleicht gar nichts verloren, wenn wir anders gehandelt hätten? Die Beantwortung dieser Fragen kann dabei helfen, dieselben Fehler nicht zweimal zu machen.
Sich treu bleiben
Es ist völlig okay, persönliche Vorlieben zu haben. Unterschiedliche Investoren haben individuelle Kriterien. So kann jemand Technologieaktien und Kryptowährungen lieben, aber die Entwicklung im Energiesektor verpassen. Was okay ist. Knifflig wird es, wenn wir in etwas investiert sind, was wir nicht verstehen.
Ein Verlust ist viel eher zu verkraften wenn man nicht entgegen seiner Überzeugung gehandelt hat. Was nicht heißt, dass man nicht offen für Neues sein soll. Es heißt viel eher, dass man Kriterien und Regeln haben sollte nach denen man sich richtet. Wenn ein Verlust entsteht, kann man seine Kriterien und Regeln überdenken. Aber niemals sich selbst als ganze Person. Fehler sollten wir nicht persönlich nehmen, sondern nutzen, um bessere Investoren zu werden.
Der Vergleich mit Anderen
Es ist nicht zielführend seine Gesamtrendite zu vergleichen. Schließlich kommen wir aus unterschiedlichen Richtungen und haben unterschiedliche Ziele. Auch unterscheiden wir uns in unserer Risikobereitschaft. Die einzige Person, mit der wir unsere Renditen vergleichen sollten, sind wir selbst.
Risikomanagement
Kontrollierte Verluste zu machen, ist immer besser als potenziell "tödliche". Wenn eine 5%-Position des Gesamtportfolios einen 50%igen Verlust verzeichnet, tut das weh, aber es wirft uns nicht aus dem Spiel. Wohingegen ein Kapitaltotalverlust des gesamten Portfolios einen existenziellen Schaden bedeuten würde.
Sich selbst zu kennen und zu verstehen, ist immer auch ein großer Hebel um erfolgreicher zu werden. Verluste, so schmerzlich sie auch sind, erzeugen Kontrast. Bullenmärkte machen Spaß, machen uns aber nicht zwangsläufig zu besseren Investoren. Viele schlechte Verhaltensweisen schleichen sich in diesen "leichten" Phasen ein. Bärenmärkte lehren uns Risikomanagment und so vieles mehr.
Vielleicht ist dies ein schwacher Trost zu Zeiten "roter" Portfolios. Dennoch lohnt es sich, diesen Perspektivenwechsel vorzunehmen.
Verluste lassen sich nicht immer vermeiden, gestärkt aus ihnen hervorzugehen, macht langfristig jedoch den Unterschied aus.
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